Tipps zur Prüfungsvorbereitung für den PSM I von scrum.org

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Die Prüfung zum Professional Scrum Master I bei scrum.org hats wirklich in sich und ich kann verstehen, dass viele Teilnehmer Schwierigkeiten haben die Prüfung zu bestehen, gerade dann, wenn sie keine nativ english speaker sind. Ich habe die Prüfung glücklicherweise direkt beim ersten Versuch bestanden und möchte euch in diesem Artikel ein paar Tipps und Tricks mitgeben, wie ihr euch für die Prüfung vorbereiten könnt und welche Inhalte Bestandteil meiner Prüfung waren. Natürlich alles ohne Gewähr, denn jede Prüfung sieht anders aus und lernen müsst ihr leider selber.

Kommen wir erst einmal auf die Fakten zu sprechen. Die Prüfung findet online statt. Auf der Internetseite scrum.org unter dem Pfad: https://www.scrum.org/assessment-launch/start-psm-i könnt ihr euch mit eurem gekauften Code anmelden, einen Account auf scrum.org anlegen und direkt mit der Prüfung starten. Man muss seine Prüfungsumgebung nicht abfotografieren und somit versichern, dass man diese alleine und ohne Hilfsmittel absolviert. Da habe ich schon ganz andere Szenarien bei Onlineprüfungen gehört. Die Prüfungsfragen sind auf Englisch, es handelt sich um Multiple Choice Aufgaben. Es werden 80 Fragen gestellt und man hat 60 Minuten Zeit um diese zu beantworten. Um zur nächsten Frage zu gelangen, muss man die aktuelle Frage beantworten, wenn man sich unsicher bei der Antwort ist, kann man eine Bookmark setzen und im späteren Verlauf noch mal auf die Frage zurückkommen. Falls die Zeit hierfür noch reicht. Nachdem ihr die letzte Frage beantwortet habt und den Bestätigungsknopf betätigt, bekommt ihr sofort euer Ergebnis mit der Prozentzahl, mit der ihr bestanden oder eben nicht bestanden habt. Ihr müsst 85% der Fragen richtig beantworten, um den Test zu bestehen. Kurz nach dem Bestehen der Prüfung konnte ich mein Zertifikat in meinen Account auf Scrum.org runterladen und wurde auch schon in der Community als Zertifikatsinhaberin aufgenommen. Anschließend bekommt man eine E-Mail, in der aufgelistet ist, in welchen Bereichen deine Stärken und Schwächen liegen und entsprechende Literaturempfehlungen.

Die Prüfung war keineswegs einfach. Ich habe folgende Aktivitäten unternommen um auf diese ausreichend vorbereitet zu sein:

  • Mehrfaches Lesen und Durcharbeiten des Scrum Guides in Deutsch und Englisch (damit einem das Wording in Leib und Seele übergeht)
  • Lesen von Sekundärliteratur, aber nur solcher die von scrum.org empfohlen wird, wie z.B. folgende Seiten: https://www.scrum.org/pathway/scrum-master oder https://www.scrum.org/resources/suggested-reading-professional-scrum-master
  • Nachverfolgung von Themen in der scrum.org Community: https://www.scrum.org/forum/scrum-forum
  • Wiederholte Absolvierung der auf scrum.org zur Verfügung gestellten Open Assessments bis man alle Fragen auswendig und fast ohne zu Lesen beantworten kann. Dieses Wissen hat es mir ermöglicht, viele Fragen in der scrum.org Prüfung zu überfliegen, weil ich diese schon kannte und quasi aus dem ff zu beantworten konnte, so dass ich mich auf schwierigere Fragen länger fokussieren konnte. https://www.scrum.org/open-assessments/scrum-open
  • Wenn ich bei einer Frage nicht weiterkam, habe ich eine beliebige Antwort gewählt, ein bookmark gesetzt und bin zu einem späteren Zeitpunkt noch mal auf die Frage zurückgekommen
  • Versuche die Uhr im Blick zu halten und wenn möglich einen Puffer einzubauen, um zu einem späteren Zeitpunkt auf knifflige Fragen zurückkommen zu können. 10 Minuten Puffer waren für mich ideal
  • Hab einen englisch/deutsch Übersetzer zur Hand um ggf. Wörter, die unklar sind oder gar Fragestellungen richtig übersetzen zu können. Ich nutze hierfür: https://www.deepl.com/translator
  • Besuche, wenn möglich vorab einen PSM I Kurs um dich so mit anderen Fachexperten und dem Trainer auszutauschen
  • Bitte beachte, dass die Fragen nicht nur reine Abfragerei der Inhalte vom Scrum Guide sind, sondern viel Transferwissen abverlangen. Sei darauf vorbereitet. Lese die Sekundärliteratur, unterhalte dich mit anderen Scrum Mastern, lese, lese, lese!
  • In meiner Prüfung wurden mindestens 10 Fragen zur Definition of Done gestellt. Kenne dich also mit der Thematik gut aus. Keine Garantie, dass in deinem Test auch der Fokus auf der selben Thematik liegt, aber better save than sorry
  • Und zu Guter Letzt, bleib entspannt. Es handelt sich hierbei nur um einen Test!

Ich hoffe ich kann euch mit meinen Tipps die Vorbereitung auf die Prüfung bei scrum.org erleichtern, wünsche euch viel Glück und drücke die Daumen, dass ihr mindestens 85% erreicht!

Ihr könnt mir auch Kommentare hinterlassen, falls ihr Rückfragen habt. Ich beantworte eure Fragen gerne.

Cheers, Justina

Braucht man den Scrum Master überhaupt?

Braucht man den Scrum Master überhaupt? Oder kann man sich diesen einfach sparen? Diese Fragen kommen oft in Diskussionen auf, vor allem dann, wenn sich die Gesprächsteilnehmer nicht wirklich darüber im Klaren sind was ein Scrum Master den lieben langen Tag so macht. Dementsprechend lässt sich die Frage am besten beantworten, indem man über die Aufgaben und verschiedenen Rollen, die ein Scrum Master so inne hat, spricht. Die Tätigkeit eines Scrum Masters ist so vielfältig und kein Tag entspricht dem anderen, so dass es manchmal sehr schwer fallen kann, zu definieren was einen Scrum Master ausmacht. Wenn man sich jedoch alle Aufgaben und Handlungen eines Scrum Masters vor Augen führt kann man diese in 11 Über-begriffe aufteilen. Der Scrum Master wird im Scrum Guide als Servant Leader und Faciliator bezeichnet, darüber hinaus ist er jedoch auch Coach, Lehrer, Mentor, Mediator, Veränderungs-manager, Beseitiger von Impediments, Kommunikator, Moderator und mehr oder weniger Manager, nur nicht im klassischen Sinne.

Im folgenden gehe ich auf die einzelnen Begrifflichkeiten konkreter ein:

Ein Servant Leader hat die Bedürfnisse der Teammitglieder im Fokus und setzt alles daran die Teammitglieder zu befähigen die gesetzten Ziele zu erreichen ohne jedoch die Prinzipien und Werte der Gesellschaft aus dem Blick zu verlieren.

Ein Faciliator bringt Dinge in Bewegung und unterstützt Gruppen ihre gemeinsamen Ziele und Visionen zu planen und umzusetzen. Er hilft dem Team seine Ziele zu erreichen ohne dabei fachliche Anleitung zu geben. Er schaut, dass die Prozesse eingehalten werden und unterstützt bei Unsicherheit.

Ein Coach kann Individuen aber auch ganze Teams dahingehend trainieren Prozesse bestmöglich einzuhalten und die Zusammenarbeit im Team fördern, indem er die Teammitglieder dazu befähigt selbstständig und selbstorganisiert die besten Lösungen für auftretende Probleme zu finden.

Als Lehrer unterrichtet der Scrum Master darin wie Prozesse funktionieren und welche Wege es gibt sich an diese zu halten. Er gibt viel Input und stellt sicher, dass die Inhalte und Methoden von allen Teammitgliedern verstanden wurden.

Ein Mentor überträgt agiles Konw-How und seine Arbeitserfahrung mit agilen Methoden ins Team und steht dem Team für Fragen bei Unsicherheit zur Verfügung.

Ein Mediator sieht aufkommende Probleme und befähigt im besten Fall die Teammitglieder Lösungen autark zu finden. Zu Beginn begleitet der Mediator bei Problemen und hilft die besten Lösungen für das Team ganz objektiv zu finden.

Ein Beseitiger von Impediments, versucht Störungen oder Ereignisse, die die Erreichung des Ziels gefährden können zu beseitigen, hat aber immer im Hinterkopf, dass das Team selbstorgenisiert und autark ist und nimmt diesem nicht seine Handlungs- und Konfliktlösungskompetenz.

Als Bindeglied zwischen den Teammitgliedern fördert der Scrum Master Kommunikation im Team ohne diese zu übernehmen. Er zeigt dem Team auf, wie man sich auf Teamebene verständigen kann und auch mit Stakeholdern an der ein oder anderen Stelle kommunizieren kann.

Auch wenn der Scrum Master die einzelnen Events nicht leiten soll und bei dem ein oder anderen Event noch nicht mal teilnehmen müsste, übernimmt er gerne die Rolle des Moderators. Gerade bei der Retrospektive ist dies sehr ratsam, kann aber auch bei den anderen Events wie dem Sprint Planning, dem Daily und dem Review hilfreich sein.

Ein Manager im Sinne von Scrum und in der Rolle des Scrum Masters übernimmt hier keine klassischen Manageraufgaben. Er ist nicht weisungsbefugt und übernimmt auch keine disziplinarischen Aktivitäten, er ist vielmehr lateral unterwegs und befähigt das Team sich selbst zu organisieren, sieht aber auch die Grenzen der Selbstorganisation und hilft dabei sich hier zu verbessern. Er beseitigt Hindernisse und sieht Ressourcenverschwendung, hat einen Überblick über das Geschehen, steuert die Prozesse und achtet auf die Gesundheit des Teams, kennt ihre Stärken, fördert die Schwächen und formt die Kultur innerhalb des Scrum Teams.

Oft wird Scrum im Unternehmen neu eingeführt, der Scrum Master übernimmt hier oft die Rolle des Veränderungsmanagers und versucht innerhalb des Teams eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich eine eigene Gruppendynamik entwickelt, die positiv ist und auf Zusammenarbeit basiert. Der Scrum Master übernimmt in diesem Veränderungsprozess die oben genannten Rollen sehr stark und gibt dem Team Impulse Scrum als Framework zu akzeptieren und zu etablieren.

Rollen eines Scrum Masters

Diese Betrachtungsweise reist die Tätigkeiten und Rollen eines Scrum Masters nur ganz grob an. In meinen nächsten Posts werde ich sicherlich noch das ein oder andere Mal näher auf die Rolle des Scrum Masters und seine Aufgaben eingehen. Wie ihr hier aber schon sehr gut erkennen könnt, hat ein Scrum Master sehr viele Aufgaben innerhalb des Teams und ohne eine Person in Team, die sich mit oben beschriebenen Rollen identifizieren kann, kann ein Team nicht optimal funktionieren. Folgen wir den Anweisungen von Jeff Sutherland und Ken Schwaber ist kein Team ohne Scrum Master vollständig und eine Entwicklung nach Scrum findet nicht statt. Da wir aber selbständig denkende Wesen sind und uns unsere Meinung selber bilden können, hoffe ich, dass ich euch in diesem Artikel näherbringen konnte, warum ein Scrum Master wesentlich zum Erfolg des Projekts beiträgt und keineswegs einfach eliminiert werden kann.

Cheers, Justina